Warum Enttäuschung kein Gefühl ist
Ich bin enttäuscht von dir! Was für ein wuchtiger Satz.
Sie haben sicher auch gelernt, dass Ich-Botschaften besser als Du-Botschaften sind. Also ist doch dieser Satz ganz im Sinne der Kommunikationsregeln. Aber warum führt er immer wieder zu Konflikten?
Wenn wir einer Person sagen wir seien enttäuscht von ihr erheben wir einen Vorwurf. Denn ich bin enttäuscht von dir heißt: DU hast MICH enttäuscht. Die vermeintliche Ich-Botschaft ist also gar keine. Vielmehr trennt uns der Satz in Täter und Opfer.
Sachlich betrachtet bedeutet Ent-Täuschung, Sie haben sich, oder wurden, von einer Täuschung befreit. Das löst Gefühle aus. Deswegen ist die Enttäuschung an sich noch kein Gefühl. Die Gefühle dahinter sind eher Wut, Frust, Betroffenheit, Traurigkeit.
Es geht bei Enttäuschungen um nicht erfüllte Hoffnungen, Erwartungen und Bedürfnisse.
Benennen Sie also lieber die ausgelösten Gefühle hinter der Ent-Täuschung. Klären Sie, ob Sie Ihre Erwartungen, Ihr Bedürfnisse so zum Ausdruck gebracht haben, dass Ihr Gegenüber sie verstanden hat. Fragen Sie nach den Gründen für das Nicht-Erfüllen Ihrer Erwartung.
Und was, wenn Sie diesen Satz zu hören bekommen haben?
Auch in diesem Fall hilft es, über die nicht erfüllten Erwartungen zu sprechen. Was hat die Person von Ihnen erwartet? Welches Bedürfnis kam zu kurz? Haben Sie sich bewusst entschieden, ein Bedürfnis nicht zu erfüllen? Dann klären Sie für sich, was dahintersteckt. War es ein Missverständnis? Dann nutzen Sie diese Erfahrung, um miteinander zu wachsen.
In jedem Fall ist es gut, im Gespräch zu bleiben. Verweigern Sie eine Klärung werden Sie auch nicht erfahren, ob vielleicht etwas ganz anderes hinter der vermeintlichen Enttäuschung steckt. Dann lauert die Gefahr der Wiederholung.